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Impressum

Am 4. April 1985 endete die Produktion im Hüttenwerk Duisburg-Meiderich. Gleichzeitig war es der Beginn einer unglaublichen Entwicklung: Wer sich heute auf den Weg macht, die für jedermann zugängliche 70 Meter hohe Plattform von Hochofen 5 zu erklimmen, staunt über das Ergebnis. Durch den Gegensatz zwischen kontinuierlicher Umgestaltung und stetigem Denkmalerhalt entwickelte sich aus einer Industriebrache ein einzigartiger Erlebnisraum für Jung und Alt.

Die 180 ha große Fläche bietet neben ökologisch wichtigen Naturräumen eine Freizeit- und Erholungslandschaft an einem von der Kulisse des ehemaligen Hochofenwerks geprägten Standort mit vielfältigen Sport- und Freizeitangeboten. Das Hochofenwerk selbst umfasst in seinem Gebäudebestand 89 denkmalgeschützte Objekte und Anlagen, darunter mehrere Verwaltungs- und Seminargebäude, Werkstätten, gastronomische
Einrichtungen und Versammlungsstätten sowie den Hochofen selbst.

Der Niedergang industrieller Großanlagen im Ruhrgebiet ging einher mit einer weltweiten Stahlkrise ab Mitte der 1970er Jahre. Die Produktion musste auch im Meidericher Werk zurückgefahren werden. Als sich die Absatzkrise 1979 weiter verschärfte, führte dies zur Stilllegung der Hochöfen I und II. Dennoch investierte der Thyssen-Konzern weiter in Meiderich. Er stellte 1982 den modernen Hochofen 5 auf, ließ eine Entschwefelungsanlage bauen und das Gasometer generalüberholen. Mit der Schließung des Werks rechnete deshalb niemand. Doch das Ende kam „über Nacht“ und traf die Beschäftigten völlig unvorbereitet. 37 Millionen Tonnen Roheisen hatte das Werk in den 84 Jahren seines Bestehens produziert, bis es am 4. April 1985 für die noch verbleibenden 300 Mitarbeiter zur letzten Schicht kam.

In der gesamten Betriebszeit hatte das Werk nicht nur Spezialroheisen produziert – als unerwünschte „Nebenprodukte“ waren auch zahlreiche umweltbelastende Stoffe wie Staube, Gase, Schlacken, Abwasser und Schlämme angefallen und entweder auf dem Werksgelände gelagert oder in die Umgebung abgegeben worden. Die größten „Drecksschleudern“ waren die Hochöfen selbst, die Sinteranlage, die Möllerbunkeranlage sowie die Gasreinigungen.

Moellerbunkeranlage vor Schliessung
Möllerbunkeranlage mit Rundklärbecken vor der Schließung
Aktuelle Aufnahme der Möllerbunkeranlage
Aktuelle Aufnahme der Möllerbunkeranlage Foto: Thomas Berns

Spätestens nach der Stilllegung der Hütte wurde klar, dass der Betrieb eine Reihe problematischer Altlasten hinterlassen hatte. So lautete 1985 die Frage: „Was tun mit rostenden Stahlgiganten und einer 180 ha großen schwerbelasteten Industriebrache?“ Abriss bot sich als eine Möglichkeit an. Hier stellte sich jedoch die Kostenfrage, da der Thyssen-Konzern als Eigentümer erklärte, sich nicht an den Kosten der Demontage zu beteiligen. Der andere Aspekt, der gegen einen Abriss sprach, war die stadtbildende Silhouette, die das Hüttenwerk für den Duisburger Norden darstellte. Durch einen Abriss hätte der Ortsteil sein industrielles Wahrzeichen und die Keimzelle seiner geschichtlichen Stadtentwicklung verloren.

So fand sich ein kleiner Kreis interessierter Bürgerinnen und Bürger und Fachleute zusammen, die es sich zur Aufgabe machten, eine Demontage der Hütte zu verhindern. Aus diesem Engagement wurde eine Argumentation entwickelt, die einen Abriss wissenschaftlich zu untermauern suchte. Natürlich gab es auch Stimmen die für einen Abriss plädierten, weil sie die unabsehbaren Folgekosten fürchteten, die auf die öffentlichen Haushalte zukommen konnten. In dieser Gemengelage kam den Befürwortern des Erhalts schließlich ein Gutachten der Denkmalpflege entgegen, welches der Anlage einen hohen und einmaligen Denkmalwert bescheinigte.

Engagement und Gutachten hätten wohl dennoch kaum ausgereicht, eine politische Entscheidung für den Erhalt herbeizuführen, wäre dem Hüttenwerk nicht der „Zufall“ zu Hilfe gekommen. Die nordrhein-westfälische Landesregierung suchte Ende der 1980er Jahre Ansätze für einen Strukturwandel im nördlichen Ruhrgebiet. Die sogenannte Emscher-Zone galt als besonders strukturschwach und sollte durch eine Vielzahl unterschiedlichster Projekte gefördert werden. So wurde 1988 die Internationale Bauausstellung (IBA) gegründet. In deren Rahmen konnte auch das Hüttenwerk in Meiderich als einer der wichtigsten Bausteine des industriellen Erbes der Region ins Blickfeld gerückt werden und das Land Nordrhein-Westfalen erwarb die Flächen von Thyssen mit dem Ziel, aus der Brache einen Park zu entwickeln, in dem das alte Hochofenwerk Zentrum und lebendiges Industriedenkmal sein sollte. 1989 wurde deshalb ein internationaler Wettbewerb für Landschaftsarchitekten ausgeschrieben, den der Landschaftsarchitekt Prof. Peter Latz gewonnen hat.

Die Ansprüche an den Park waren vielfältig: Er sollte Naherholungsgebiet für die Duisburger Bevölkerung sein, Möglichkeiten für Sport und Freizeit bieten, ein Zentrum kultureller Aktivitäten werden und natürlich auch Zeugnis der Geschichte der Eisenhüttentechnik bleiben.

In der baulichen Entwicklungsphase des Parks von 1990 bis 1999 im Rahmen der IBA war es ein Schwerpunkt des technischen Konzeptes, Abbruchmaterial zu sichern und wiederzuverwenden. Sogenannter „Bodentourismus“ sollte vermieden werden. Das bedeutete, den energetischen Aufwand für Transporte niedrig zu halten, das öffentliche Straßennetz nicht zu belasten und Gebühren für die Entsorgung einzusparen. Auch der Aushub für die technische Infrastruktur sollte minimiert werden.

Leitprinzip der Planung war es, vorhandenes Abbruchmaterial soweit möglich als Basis für die Entwicklung „neuer Baustoffe“ zu verwenden. Das wiederaufbereitete Material wurde vielseitig eingesetzt: in Substraten für Baumgruben und Pflanzflächen, als Verschleißschicht für Wegedecken oder als Zuschlagstoff für Betonmischungen. Beispielhaft für diesen Ansatz ist der sogenannte Sinterplatz, wo rund 4.000 m³ Recyclingmaterial gewonnen und wieder eingebaut wurden.

Die ehemalige Sinteranlage war mit Schwermetallen und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) hoch belastet. Große Teile wurden deshalb abgebrochen oder wie der 120 m hohe Schornstein gesprengt. Das gesprengte Material, insgesamt 3.400 m³, wurde hinsichtlich der Schadstoffe analysiert. Vorgefunden wurden die Stoffe Zink, Cadmium, Blei Kupfer, Chrom, Nickel, Quecksilber, Arsen sowie die PAK´s Fluoranthen und Benzo(a)pyren. Wichtig im Hinblick auf die Eignung für Pflanzsubstrate war auch die Eluatuntersuchung zur Ermittlung des pH-Wertes. Letztlich waren 1.200 m³ des inneren Schornsteines so hoch kontaminiert, dass sie nicht wiederverwendet werden konnten. Diese Stoffe wurden in drei zuvor abgedichteten Sinterbunkern verfüllt sowie mit einer bituminösen Abdichtung versiegelt. Die neu erstellten Decken sind dann mit einer Mischung aus Recyclingmaterial und Oberboden abgedeckt und wie ein Dachgarten bepflanzt worden. Sie beherbergen heute Hochstaudenbeete mit einer Vielzahl von verschiedenen Blühfarben, die während der gesamten Jahreszeit die Bunker zu einem besonderen Anziehungspunkt für die Besucher machen.

Das Material der übrigen, in Stahlbeton und Ziegelmauerwerk errichteten, Bauten der Sinteranlagen ist dann in einer stationären Brechanlage auf übliche Sieblinien gebrochen und als Zuschlagsstoff für das aus Stahlbeton errichtete Amphitheater mit etwa 550 Plätzen am Ende des Sinterplatzes verwendet worden. Nur die Stützwand konnte, da ein statischer Nachweis für Beton mit Recyclingzuschlag fehlte, nicht mit dem „neuen“ Material hergestellt werden. Für Bühne und Tribüne wurden pro Kubikmeter Beton 600 kg Recyclingmaterial der Körnung 0/16 mm als Zuschlag eingesetzt und insgesamt 425 m³ Recyclingbeton eingebaut, was letztlich Mehrkosten von 10 % gegenüber den Einsparungen bei Transport und Entsorgungsgebühren verursachte. Hauptursache für die Mehrkosten war der Aufwand, der dem Betonhersteller durch den Umstand entstand, vor und nach der Produktion die komplette Anlage reinigen zu müssen.

Das Amphitheater am Ende des Sinterplatz
Das Amphitheater am Ende des Sinterplatz Foto: Thomas Berns

Im Bereich des dem Theater vorgelagerten Platzes sind 7.500 m² wassergebundene Wegedecken mit Recyclingmaterial aus aufbereitetem Bauschutt der Körnungen 0/45 bis 0/8 mm gebaut. Das RC-Material wurde aber auch zur Verbesserung des Luft-/ Wasserhaushalts von Pflanzsubstraten eingesetzt; so bei ca. 100 Bäumen des Ailanthus-Hains (6 m³/Baumgrube, Körnung 0/32 mm) und bei 4.500 m² Pflanz- und Rasenflächen (400 m², Körnung 0/8 mm). Die Abdeckungen der Rasenflächen und Baumscheiben mit kornabgestuftem Ziegelsplitt macht die Flächen auch für Veranstaltungen trittfest.

RC-Beton und die Zuschläge aus dem Abbruch
Das Foto zeigt im Detail den RC-Beton und die Zuschläge aus dem Abbruch Fotos: Thomas Berns

Als ganz herausragendes Beispiel für die Bewältigung industrieller Altlasten und des wieder erstarkten Selbstbewusstseins ist das Gelände des ehemaligen Hüttenwerks von August Thyssen in Duisburg-Meiderich nicht nur wieder Mittelpunkt des Stadtteils, sondern mit seinen jährlich rund 1,2 Millionen Besuchern einer der bedeutenden touristischen Ankerpunkte der sogenannten „Route der Industriekultur“.